Ich möchte euch von meinem Ereignis der Woche erzählen: Ich hatte an einem Nachmittag einen Termin zur manuellen Therapie (ähnlich: Massage) und keine Möglichkeit die Kinder anderweitig betreuen zu lassen. Also sind die beiden 4 J. und 2 J. mitgekommen. Zum Anfang lief alles recht unkompliziert. Die Kinder setzen sich auf eine Bodenmatte und lasen ihre mitgebrachten Bücher ... so ca. 5 Minuten lang. Dann wurde das zu langweilig, sie standen auf und schauten neugierig zu, was nun dort auf der Liege mit ihrer Mama geschah. Allmählich wurden sie lauter und begannen zu quasseln und zu kichern. Als die Große längere Zeit kicherte und sich die Hand vor den Mund hielt, fragte die Physiotherapeutin was los sei. Die Große antwortete, dass sie etwas sagen wollen, aber sich nicht trauen. „Ihr könnt ruhig alles sagen.“ sagte die Therapeutin. Beide Kinder kicherten verlegen und sagten dann: „Du bist doof.“ Ich versuchte zu atmen. Meine Gedanken überschlugen sich. „Sie sind erst 2 und 4 sagte ich mir.“ „Sie wissen noch nicht was es mit dem Gegenüber macht so etwas zu sagen.“ Aber da waren auch die anderen Stimmen. „Oh, man das muss doch jetzt nicht sein.“ „Was die Frau nun von uns denkt.“... Ich versuchte auszuatmen. Ich fragte mich „Sind dir deine Kinder peinlich*?“ Die ehrliche Antwort war in diesem Moment "JA!" ... und auch dafür schämte ich mich. Ich will doch meine Kinder immer annehmen und keine Erwartungen an sie haben ... und nun. Doppelt gescheitert? Ich erinnerte mich: "Kinder sind Teamplayer! Wir können es nur nicht immer erkennen." Während ich mir verzweifelt versuchte die Aussage meiner Kinder zu erklären, spürte ich wie unangenehm der Physiotherapeutin die Situation war. Sie wollte von meinen Kindern gemocht werden und nun so ein Satz. Meine Kinder nahmen meine und ihre Hilflosigkeit wahr. Sie wiederholten den Satz und die 4 Jährige fügte hinzu, dass sie auch die Sachen die die Frau trug doof findet. ... Sie steigerten sich in ihrer Ablehnung. Ich überlegte fieberhaft, warum und wozu sie dieses Verhalten, was für mich nur unangenehm und nicht nachvollziehbar war, zeigten. Dann fragte ich: „Habt ihr mitbekommen, dass Mama die Massage weh getan hat? Und wollt ihr nicht, dass ich Schmerzen habe? Sagt ihr deshalb diese Sachen?“ Beide Kinder antworteten klar und deutlich mit: „JA!!!“ Sie waren offensichtlich froh, dass ihr Beweggrund, der ihnen vielleicht selber ganz nicht so bewusst war, erkannt wurde. Die Therapeutin atmete erleichtert auf. Auch ich konnte tief durchatmen. Ich erklärte nur kurz, dass sie sich um mich keine Sorgen machen müssen. Ich hatte vorher zu der Therapeutin gesagt, dass die Massage an einigen Stellen schmerzhaft war. Das hatten die Kinder mitbekommen. Es war für sie anscheinend dann schwer auszuhalten, dass ich weiter diese Schmerzen, die mir in den Augen der Kinder von der Frau zugefügt wurden, ertrage. Für den Rest der Massage unterließen die Kinder die Kommentare. Für mich war die Situation sehr lehrreich. * Korrekterweise müsste es heißen, dass mir das Verhalten meiner Kinder peinlich war und nicht ihr Sein.