Annegret Sperl
 
FRIEDVOLLE ELTERNSCHAFT


Mit meinem FREL®-Coaching Ansatz begleite ich dich Stück für Stück in die Elternschaft, welche deinen Werten entspricht.

Wir schließen gemeinsam deine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit und vergrößern den Raum zwischen Reiz und Reaktion.



Blog

von Annegret Sperl 25 Aug., 2021
Was ist eigentlich Bindung? ... und welche Bindungstypen gibt es? Die (Eltern-Kind)-Bindung stelle ich mir wie ein elastisches (emotionales) Band zwischen dem Kind und seiner Bindungsperson vor. Babys haben von Geburt das Bedürfnis sich an eine erwachsene Person (meist die Eltern) zu binden. Aus der Sicht der Evolutionsbiologie ist dies absolut nachvollziehbar. So kommen Menschenkinder ausgesprochen unreif zur Welt und sind daher elementar auf den Schutz und die Fürsorge ihrer Bindungspersonen angewiesen. Wie zahlreiche Untersuchungen ergeben haben, haben unsere frühen Bindungserfahrungen einen großen Einfluss darauf, wie wir die Welt auch später als Jugendliche oder Erwachsene wahrnehmen. Weiter besteht ein Zusammenhang zwischen der Qualität der Bindungserfahrungen der Eltern und der Bindungsqualität, welche sich bei den Kindern im Säuglingsalter entwickelt. Es wird davon ausgegangen, dass die Qualität der Bindung von der Eltern- auf die Kindergeneration weitergegeben wird. (vgl. Brisch) Für die Entwicklung einer sicheren Bindung ist es entscheidend, dass die Pflegeperson auf eine feinfühlige Art und Weise in der Lage ist, die Signale des Babys wahrzunehmen, diese (möglichst oft) richtig deutet und sowohl angemessen als auch prompt darauf reagiert. Babys brauchen neben der Versorgung mit Nahrung und der hygienischen Pflege, auch ausreichend Schlaf in einer für die Babys sicheren Umgebung, feinfühlige Aufmerksamkeit, Blickkontakt, sanfte Berührung, sprachlichen Austausch und das Angebot zur Co-Regulation bei Stress und emotionaler Unruhe. Neben dem Typ der sicheren (autonomen) Bindung, werden noch drei weitere Bindungstypen klassifiziert: • Die unsicher-vermeidende Bindung • Die unsicher zwiespältig-ängstliche oder auch unsicher-ambivalente Bindung und die • Die desorganisierte Bindung Alle Eltern waren mal Babys, aber kein Baby hat eine Vorstellung davon, was es bedeutet ein Elternteil zu sein. Ein Baby war auch noch nie vorher ein Baby. Alles was ein Baby erlebt, erlebt es zu ersten Mal. Es kommt aus der Gebärmutter, einer von Natur aus perfekt für eine Bedürfnisse abgestimmten Umgebung. Nach der Geburt sind Baby elementar auf die Fürsorge angewiesen. Babys kommunizieren ihre Bedürfnisse und die Aufgabe der Eltern ist es diese zu entschlüsseln, so dass das Baby bekommt, was es braucht. Um sich die Situation des Babys vorzustellen, begeben wir uns nun auf eine kleine Reise in die Wüste. Du befindest dich also in einer dir unbekannten Wüste – ohne Essen, ohne Trinken, ohne Unterkunft und für dich vielleicht am schlimmsten – ganz alleine. Stelle dir nun vor du siehst in der Ferne andere Menschen. Du würdest wahrscheinlich versuchen Aufmerksamkeit zu erregen und dafür wären dir alle Mittel recht – schließlich geht es um dein Überleben: rufen, schreien, wild winken … Wenn die Erfahrung in der Wüste deine erste Lebenserfahrung wäre, dann würde deine Weltanschauung und dein Charakter dadurch maßgeblich geprägt werden. Die Geschichte kann nun verschiedene Enden nehmen: 1. Möglichkeit: Du kommunizierst deine Lage und die Fremden reagieren prompt. Du wirst aus der Wüste gerettet und fühlst dich nicht mehr alleine. Deine Bedürfnisse werden befriedigt, die Welt scheint ein sicherer Ort zu sein, an dem es genug Nähe und Nahrung gibt. Jedes Mal, wenn du dich in einer Wüste zu befinden scheinst, kommen sofort die Personen (die jetzt schon keine Fremden mehr sind) und retten dich – du kannst dir sicher sein, dass du bemerkt und mit allem versorgt wirst. (Sicherer Bindungstyp) 2. Möglichkeit: Du springst in der Wüste auf und ab. Nur wenn du dich sehr doll anstrengst hast du eine Chance von den Fremden bemerkt zu werden. Selbst wenn sie dich bemerken, kannst du nie sicher sein, ob sie dich auch retten. Manchmal versorgen die Fremden dich prächtig, aber in der nächsten Wüste kann es sein, dass du gar nicht bemerkt wirst. So fühlst du dich im Stich gelassen und du glaubst noch mehr auf deine schwierige Lage aufmerksam machen zu müssen. Du spürst eine ständige Unsicherheit, ob du gesehen und verstanden wirst. Wenn Menschen auf dich zukommen und dir versichern, dass sie für dich retten wollen, kannst du ihnen nicht glauben. Deine Lust neue Abenteuer zu erkunden nimmt deutlich ab. (Unsicher-ambivalenter Bindungstyp) 3. Möglichkeit: Du hast schon oft versucht die Aufmerksamkeit der Fremden zu erhalten. Aber ob sie dich sehen oder ignorieren scheint überhaupt nichts damit zu tun zu haben, wie sehr du dich bemühst auf deine Lage aufmerksam zu machen. Du wirst nach einem dir völlig unbekanntem Plan so mit Nahrung versorgt, dass du am Leben bleibst. Manchmal erzählen dir die Fremden, wie gut du es doch hast und wie toll du es schaffst dich hier in der Wüste durchzuschlagen. Du hast keine Hoffnung durch eigenes Tun ihre Aufmerksamkeit erregen zu können, daher versuchst du es auch nicht mehr. Du erwartest nicht, dass du von anderen Menschen verstanden wirst, zu oft hast du bereits die gegenteilige Erfahrung gemacht. In dir ist eine ohnmächtige Panik gespeichert, die sich nie sicher ist, ob es morgen noch Menschen gibt die für das Nötigste sorgen. Weil diese Gedanke allerdings zu bedrohlich sind, packst du sie ganz weit weg. Die anderen die jetzt an dir vorbei kommen, denken wahrscheinlich, dass du sie nicht brauchst, denn du rufst sie nicht herbei auch ist kein Winken zu erkennen. Du wirst sehr eigenständig und fühlst dich doch immer einsam. (unsicher vermeidender Bindungstyp) 4. Möglichkeit: Du springst auf und ab und zeigst wie sehr du Hilfe benötigst. Die Fremden scheinen allerdings Angst (vor dir) zu haben. Sie sind unsicher, wie und ob sie dir helfen können. Manchmal versuchen sie dir zu helfen, aber manchmal werden die Fremden auch ohne Vorwarnung wütend. Du kannst nie einschätzen, wie die Fremden wohl reagieren werden. Und so schreist du um Hilfe und im nächsten Moment vor ihnen wegzulaufen oder gar ganz starr stehen zu bleiben – du weist einfach nicht woran du bei ihnen bist. (desorganisierte Bindung) 5. Möglichkeit: Die Menschen in der Wüste ziehen einfach an dir vorbei. Falls sie doch einmal anhalten, erwarten sie von dir, dass du ihre Bedürfnisse befriedigst oder sie missbrauchen dich und manche fügen dir sogar körperlichen Schaden zu. Du verinnerlichst, dass Menschen oft die Quelle von Leid sind und meidest diese zukünftig. (Bindungsstörungen) Die Idee mit der Wüste stammt aus dem Buch „Das Buch, von dem du dir wünscht, deine Eltern hätten es gelesen“ von Philippa Perry. Eine vertiefte Beschäftigung mit Bindungsstörungen findest du in dem Buch „Bindungsstörungen“ von Karl Heinz Brisch. #bindungsorientiert
von Annegret Sperl 18 Mai, 2019
Ich möchte euch von meinem Ereignis der Woche erzählen: Ich hatte an einem Nachmittag einen Termin zur manuellen Therapie (ähnlich: Massage) und keine Möglichkeit die Kinder anderweitig betreuen zu lassen. Also sind die beiden 4 J. und 2 J. mitgekommen. Zum Anfang lief alles recht unkompliziert. Die Kinder setzen sich auf eine Bodenmatte und lasen ihre mitgebrachten Bücher ... so ca. 5 Minuten lang. Dann wurde das zu langweilig, sie standen auf und schauten neugierig zu, was nun dort auf der Liege mit ihrer Mama geschah. Allmählich wurden sie lauter und begannen zu quasseln und zu kichern. Als die Große längere Zeit kicherte und sich die Hand vor den Mund hielt, fragte die Physiotherapeutin was los sei. Die Große antwortete, dass sie etwas sagen wollen, aber sich nicht trauen. „Ihr könnt ruhig alles sagen.“ sagte die Therapeutin. Beide Kinder kicherten verlegen und sagten dann: „Du bist doof.“ Ich versuchte zu atmen. Meine Gedanken überschlugen sich. „Sie sind erst 2 und 4 sagte ich mir.“ „Sie wissen noch nicht was es mit dem Gegenüber macht so etwas zu sagen.“ Aber da waren auch die anderen Stimmen. „Oh, man das muss doch jetzt nicht sein.“ „Was die Frau nun von uns denkt.“... Ich versuchte auszuatmen. Ich fragte mich „Sind dir deine Kinder peinlich*?“ Die ehrliche Antwort war in diesem Moment "JA!" ... und auch dafür schämte ich mich. Ich will doch meine Kinder immer annehmen und keine Erwartungen an sie haben ... und nun. Doppelt gescheitert? Ich erinnerte mich: "Kinder sind Teamplayer! Wir können es nur nicht immer erkennen." Während ich mir verzweifelt versuchte die Aussage meiner Kinder zu erklären, spürte ich wie unangenehm der Physiotherapeutin die Situation war. Sie wollte von meinen Kindern gemocht werden und nun so ein Satz. Meine Kinder nahmen meine und ihre Hilflosigkeit wahr. Sie wiederholten den Satz und die 4 Jährige fügte hinzu, dass sie auch die Sachen die die Frau trug doof findet. ... Sie steigerten sich in ihrer Ablehnung. Ich überlegte fieberhaft, warum und wozu sie dieses Verhalten, was für mich nur unangenehm und nicht nachvollziehbar war, zeigten. Dann fragte ich: „Habt ihr mitbekommen, dass Mama die Massage weh getan hat? Und wollt ihr nicht, dass ich Schmerzen habe? Sagt ihr deshalb diese Sachen?“ Beide Kinder antworteten klar und deutlich mit: „JA!!!“ Sie waren offensichtlich froh, dass ihr Beweggrund, der ihnen vielleicht selber ganz nicht so bewusst war, erkannt wurde. Die Therapeutin atmete erleichtert auf. Auch ich konnte tief durchatmen. Ich erklärte nur kurz, dass sie sich um mich keine Sorgen machen müssen. Ich hatte vorher zu der Therapeutin gesagt, dass die Massage an einigen Stellen schmerzhaft war. Das hatten die Kinder mitbekommen. Es war für sie anscheinend dann schwer auszuhalten, dass ich weiter diese Schmerzen, die mir in den Augen der Kinder von der Frau zugefügt wurden, ertrage. Für den Rest der Massage unterließen die Kinder die Kommentare. Für mich war die Situation sehr lehrreich. * Korrekterweise müsste es heißen, dass mir das Verhalten meiner Kinder peinlich war und nicht ihr Sein.
von Annegret Sperl 04 Mai, 2019
Mein erster Blog Beitrag - friedvolle Elternschaft
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